Mähroboter sind für viele Gartenbesitzer eine praktische Errungenschaft. Sie sparen Zeit, arbeiten leise und halten den Rasen selbstständig in Schuss. Doch der Komfort hat auch eine dunkle Seite, die auf den ersten Blick oft übersehen wird. Immer mehr Tierschutzorganisationen und Fachleute schlagen Alarm, weil der Betrieb von Mährobotern in der Dämmerung oder bei Nacht gravierende ökologische und technische Probleme mit sich bringt. In dieser Abhandlung gehen wir umfassend auf die Hintergründe ein, erläutern die Risiken und zeigen Alternativen für einen tier- und umweltfreundlichen Einsatz.
Weitere Informationen finden Sie auf folgende Seite des WWF: https://blog.wwf.de/maehroboter-gefaehrlich-fuer-igel/ sowie in nachstehendem Beitrag:
1. Dämmerung und Nacht – die aktive Zeit vieler Wildtiere
Ein zentraler Punkt ist das Verhalten der Tierwelt. Viele kleine Säugetiere und Insekten sind dämmerungs- und nachtaktiv. Dazu gehören insbesondere:
- Igel: Sie suchen nachts nach Nahrung und bewegen sich oft langsam über Rasenflächen. Bei Gefahr rollen sie sich zusammen, anstatt zu fliehen – eine Überlebensstrategie gegen Fressfeinde, die sie gegen Mähroboter jedoch schutzlos macht.
- Amphibien wie Frösche und Kröten: Auch sie sind abends und nachts unterwegs, oft auf der Suche nach feuchten Wiesen und Gärten.
- Insekten wie Laufkäfer oder Nachtfalter: Sie sind nachtaktiv und nutzen Rasenflächen als Lebensraum oder Nahrungsquelle.
Studien und Erfahrungsberichte aus Tierauffangstationen zeigen eine erschreckende Zunahme von Verletzungen und Todesfällen durch Mähroboter. Die Geräte erkennen kleine, regungslose Tiere nicht zuverlässig. Selbst Modelle mit Sensoren oder „Tiererkennung“ sind bei schwachem Licht oder feuchtem Gras nicht immer zuverlässig.
2. Warum Sensoren bei Dunkelheit versagen können
Viele Mähroboter verlassen sich auf Bodensensoren, Stoßstangen oder Begrenzungskabel, um sich zu orientieren. Bei schwachem Licht oder nasser Wiese treten jedoch zusätzliche Schwierigkeiten auf:
- Tau und Feuchtigkeit: Nachts ist Gras häufig nass, was die Bodenhaftung beeinträchtigt und die Sensorik stören kann. Nasses Gras klebt zudem an den Messern, was zu Verklumpungen und einer schlechteren Schnittqualität führt.
- Geringe Sicht für Kamerasensoren: Modelle, die Kameras oder optische Systeme nutzen, haben bei Dunkelheit Schwierigkeiten, Hindernisse zu erkennen.
- Falsche Hinderniserkennung: Kleinere Tiere, die sich nicht bewegen, werden vom Mähroboter oft als Gras oder Teil des Bodens „übersehen“.
Das Ergebnis: Verletzungsgefahr für Tiere und erhöhte Belastung für das Gerät selbst.
3. Ökologische Folgen – mehr als „nur“ verletzte Tiere
Der Verlust einzelner Tiere mag manchen unbedeutend erscheinen, doch in der Summe hat das gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem:
- Rückgang der Igelpopulation: In vielen Regionen sind Igel ohnehin durch Lebensraumverlust und Straßenverkehr bedroht. Mähroboter sind ein zusätzlicher Faktor.
- Verlust von Nützlingen: Laufkäfer und andere Insekten, die nachts aktiv sind, tragen zur Schädlingsbekämpfung bei. Ihr Tod kann langfristig das ökologische Gleichgewicht stören.
- Auswirkungen auf Vögel: Weniger Insekten bedeuten weniger Nahrung für insektenfressende Vogelarten.
Wer also denkt, sein Mähroboter schade nur einem einzelnen Igel, übersieht den größeren Zusammenhang: Nachtaktives Leben ist ein zentraler Teil des ökologischen Netzwerks.
4. Technische Nachteile des Nachtbetriebs
Abgesehen von ökologischen Aspekten hat auch der Mähroboter selbst Nachteile, wenn er nachts eingesetzt wird:
- Erhöhte Abnutzung durch Nässe: Feuchtigkeit begünstigt Rost an Metallteilen und kann elektronische Komponenten schädigen.
- Verklebte Messer: Nasses Gras bleibt an den Schneidwerkzeugen haften und mindert die Effizienz. Häufigeres Reinigen und Schärfen ist notwendig.
- Schlechte Schnittqualität: Bei nassem Gras werden die Halme eher gerissen als sauber geschnitten, was den Rasen anfälliger für Krankheiten macht.
- Gefahr durch schlechte Sichtbarkeit: Bei Dunkelheit sehen auch Menschen den Roboter schlechter, was z. B. bei spielenden Kindern oder nächtlichen Gartenarbeiten riskant sein kann.
5. Lärmbelästigung und rechtliche Aspekte
Obwohl Mähroboter im Vergleich zu herkömmlichen Rasenmähern leise sind, erzeugen sie Geräusche. Gerade nachts kann das Brummen oder Summen störend wirken, besonders in dicht besiedelten Wohngebieten. Manche Kommunen haben deshalb Ruhezeiten, in denen auch Mähroboter nicht betrieben werden dürfen. Verstöße können zu Konflikten mit Nachbarn oder sogar Bußgeldern führen.
6. Was sagen Experten und Tierschutzorganisationen?
Zahlreiche Organisationen raten klar davon ab, Mähroboter nachts oder in der Dämmerung laufen zu lassen. Der Naturschutzbund (NABU), der Igelbund und viele Tierärzte empfehlen den Betrieb ausschließlich tagsüber, am besten zwischen spätem Vormittag und früher Abenddämmerung.
Tierstationen berichten, dass ein Großteil der Igelverletzungen durch Mähroboter auf nächtliche Einsätze zurückgeht. Schnittwunden, abgetrennte Gliedmaßen oder schwere innere Verletzungen sind die Folge – und enden oft tödlich.
7. Was können Gartenbesitzer tun?
Der Schutz von Tieren und die Schonung des eigenen Geräts sind keine unüberwindbaren Hürden. Folgende Maßnahmen sind empfehlenswert:
- Mähzeiten anpassen: Plane den Einsatz tagsüber, wenn nachtaktive Tiere schlafen. Ideal sind Zeiten zwischen 10 Uhr und 17 Uhr.
- Hindernisse im Garten: Lege Laubhaufen, Holzstapel oder Igelhäuser nicht auf offenen Rasenflächen an.
- Sichtkontrolle vor dem Mähen: Ein kurzer Blick über die Rasenfläche hilft, um sicherzustellen, dass keine Tiere unterwegs sind.
- Scharfe Messer verwenden: Saubere Schnitte sind besser für die Rasenpflanzen und verringern das Risiko schwerer Verletzungen bei unbeabsichtigtem Kontakt.
- Bewegungsmelder oder Sensoren nachrüsten: Manche Hersteller bieten Upgrades oder Funktionen zur besseren Tiererkennung an.
8. Alternativen zum Dauerbetrieb
Viele Gartenbesitzer lassen ihre Roboter täglich laufen, oft aus Gewohnheit. Doch das ist ökologisch unnötig und technisch nicht immer sinnvoll. Ein gesunder Rasen benötigt nicht jeden Tag einen Schnitt. Alternativen:
- Reduzierte Mähintervalle: 2–3 Mal pro Woche reicht für die meisten Rasenflächen aus.
- Teilflächenmähen: Nicht immer muss die gesamte Fläche gemäht werden – Rückzugsräume für Tiere sind sinnvoll.
- Wildblumenbereiche anlegen: Diese müssen nicht gemäht werden und bieten Insekten und Kleintieren Nahrung und Schutz.
9. Bewusstsein schaffen – warum Aufklärung wichtig ist
Viele Mähroboter-Besitzer handeln nicht aus bösem Willen, sondern aus Unwissenheit. Sie glauben, dass die Geräte nachts arbeiten „müssen“, damit der Rasen schön bleibt. Hier sind Aufklärung und Bewusstseinsarbeit entscheidend. Gemeinden, Nachbarschaften oder Tierschutzgruppen könnten Informationskampagnen starten. Einfache Flyer oder Social-Media-Beiträge mit Fotos verletzter Igel machen das Problem sichtbar und bewegen zum Umdenken.
10. Fazit: Verantwortungsvoller Einsatz schützt Tiere und Technik
Mähroboter sind eine sinnvolle technische Innovation, wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt werden. Wer jedoch seinen Roboter nachts oder in der Dämmerung fahren lässt, riskiert nicht nur Schäden an der Tierwelt, sondern auch technische Probleme und Konflikte mit Nachbarn.
Der verantwortungsvolle Weg ist klar: Tagsüber mähen, Rückzugsräume für Tiere schaffen und Bewusstsein für die Mitbewohner im Garten entwickeln.
Nur so können Komfort und Naturschutz Hand in Hand gehen.